Zielsetzungen

Perspektiven und Zielsetzungen

Die Kulturpsychologie befasst sich in beschreibender, verstehender und erklärender Absicht mit kulturspezifischen Kontexten, Bedingungen oder Bestimmungsgründen menschlichen Denkens, Fühlens, Wollens und Handelns. Sie begreift Kultur primär als Zeichen-, Regel-, Wissens- und Orientierungssystem, das nicht nur das Erleben und Verhalten, sondern auch die Sinn- und Bedeutungsstruktur kultureller Objektivationen bestimmt. Kulturelle Zeichen-, Regel-, Wissens und Orientierungssysteme werden ihrerseits durch die soziale Praxis gebildet, aufrechterhalten und verändert.

Die Kulturpsychologie berücksichtigt die Befunde der kulturvergleichenden Psychologie im traditionellen Sinne, ist aber theoretisch, methodologisch, methodisch und praktisch nicht auf deren nomologische und technologische Ausrichtung begrenzt. Kulturvergleiche müssen nicht unbedingt zu dem Zweck durchgeführt werden, allgemeine, kulturinvariante Gesetz- und Regelmäßigkeiten formulieren und empirisch prüfen zu können. In Ergänzung zur nomologischen cross-cultural psychology, die ihre Fortschritte seit drei, vier Jahrzehnten einer stetig wachsenden Anzahl von Beiträgen vor allem aus dem angelsächsischen Sprachraum verdankt, ist die (komparative) Kulturpsychologie vor allem auch an ausführlichen Beschreibungen und interpretativen Analysen kultureller Besonderheiten psychosozialer Wirklichkeiten interessiert.

Kulturpsychologische und explizit kulturvergleichende Forschungen schließen, unabhängig von ihrer theoretischen, methodologischen und methodischen Ausrichtung, keinen Bereich der menschlichen Praxis aus. Sie beschränken sich also nicht auf Themengebiete wie die Sprache, Religion, Moral und Sitte, die Kunst in ihren vielfältigen Formen oder andere besondere Gegenstandsbereiche.

In Gesellschaften, die multikulturell verfasst sind und zahlreiche Nischen für kulturelle Milieus offenhalten, kann die Kulturpsychologie auch innerhalb einzelner Gesellschaften komparativ angelegt werden. Sie setzt häufig an den Orientierungs-, Handlungs- und Lebensproblemen an, die die Angehörigen einer Kultur jeweils als ihre eigenen erfahren und – mehr oder weniger deutlich und differenziert – auch artikulieren können. Durch diese Anknüpfung an das lebensweltliche Fundament ihrer Erfahrungs-, Begriffs- und Theoriebildung ist die Kulturpsychologie um die praktische Relevanz ihrer Fragestellungen und Erkenntnisse bemüht. Ihre Forschungsergebnisse können häufig in verschiedenen Anwendungsfeldern fruchtbar gemacht werden. Eines ihrer übergeordneten praktischen Ziele besteht in der Analyse und Förderung interkultureller Verständigungs- und Kooperationsmöglichkeiten innerhalb und zwischen einzelnen Gesellschaften.
Kulturvergleichende Psychologen und Psychologinnen dagegen organisieren sich in der International Association for Cross-Cultural Psychology (IACCP).

Aktivitäten der Gesellschaft 

Die Gesellschaft für Kulturpsychologie verfolgt die oben genannten Ziele durch folgende Aktivitäten:

  • Veranstaltung von Arbeitstagungen
  • Unterstützung von fachaffinen Veranstaltungen
  • Herausgabe von Tagungsdokumentationen und sonstigen wissenschaftlichen Schriften
  • Herausgabe von Informationen an die Mitglieder und InteressentInnen der Gesellschaft
  • Förderung der Stellung der Kulturpsychologie an den Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen
  • Förderung der Zusammenarbeit zwischen den kulturpsychologisch Tätigen wie auch zwischen der Psychologie und ihren Nachbardisziplinen
  • Vergabe des Ernst E. Boesch-Preises

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